14.07.2010 → POLIO-Selbsthilfe Hamburg geht an den Start: Polio - Gefahren und Folgen einer unterschätzten wie vergessenen Krankheit
Bielefeld, 12. Juli 2010
Der Bundesverband POLIO Selbsthilfe e. V. eröffnet in Kooperation mit den Schön-Kliniken in Hamburg-Eilbek am 14. Juli 2010 ein neues Netzwerk am Standort Hamburg. Ab sofort finden von Polio Betroffene und Patienten mit Post-Polio-Syndrom kompetente fachärztliche Hilfe auch in Hamburg.
Kinderlähmung - heimtückische Virusinfektion
Die POLIO Selbsthilfe e. V. richtet sich an alle von Polio Betroffenen wie auch ihre Angehörigen, an Mediziner, Fachärzte und Therapeuten sowie an die breite Öffentlichkeit im Großraum Hamburg.
Denn entgegen allgemein verbreiteter Ansicht ist die Gefahr einer Polio-Erkrankung keineswegs gebannt - wie der epidemische Ausbruch vor den Toren Europas in Tadschikistan im Mai 2010 gezeigt hat. Eine Region, die von der WHO zu Europa zählend im Jahr 2002 noch als poliofreie Zone eingestuft wurde.
Bei der Poliomyelitis (Kinderlähmung) handelt es sich um eine heimtückische Virusinfektion, deren Krankheitsverlauf dem eines grippalen Infekts ähnelt. Ähnlich leicht ist es, sich mit dem Virus anzustecken. In 90 bis 95 Prozent der Fälle entwickeln die in Ermanglung eines ausreichenden Impfschutzes Infizierten zunächst keinerlei für die Poliomyelitis typischen Beschwerden, zum Beispiel Lähmungserscheinungen. Die Betroffenen ahnen demnach in aller Regel nichts von ihrer folgenschweren Erkrankung, bis sie Jahrzehnte später von ihr eingeholt werden.
In Zeiten des globalisierten Reiseverkehrs ist eine Ansteckung mit dem Polio-Virus jederzeit auch noch im Erwachsenenalter möglich wie umgekehrt die Gefahr eines unbemerkten Imports aus epidemisch befallenen Regionen besteht. Die einzig wirksame Prävention ist ein ausreichender Impfschutz, der regelmäßig - besonders aber bei Reisen ins Ausland - durch den Hausarzt aufgefrischt werden sollte.
Bis zu 1 Million Menschen
vom Post-Polio-Syndrom betroffen
Vom Post-Polio-Syndrom (PPS) sind gegenwärtig bis zu 100.000 Menschen allein in Deutschland betroffen. Einer seriös erstellten Hochrechnung zufolge wird die Zahl der Betroffenen in den kommenden Jahren jedoch auf bis zu 1 Million Menschen ansteigen.
Gerade die Spätfolgen sind auch unter Fachärzten bislang weitgehend unbekannt. Infolge dessen werden Polio-Erkrankte häufig nicht adäquat therapiert, sondern durchlaufen vielfach eine wahre Odyssee bis zur Abklärung der Diagnose.
Anzeichen für ein mögliches, schleichendes Post-Polio-Syndrom können sein: erhöhte Müdigkeit, ungewohnte Erschöpfung, Kälteempfindlichkeit, Atembeschwerden, Muskelschmerzen, Muskelschwund, Gelenkschmerzen sowie geringere psychische Belastungsfähigkeit.
Eine Sensibilisierung der Ärzteschaft, allen voran der Allgemeinmediziner, Neurologen, ReHa-Mediziner und Physiotherapeuten ist daher ebenso erforderlich wie die Aufklärung der breiten Öffentlichkeit.
Polio-Betroffene erhalten durch Netzwerk Hilfe
Neben dem Neurologischen Zentrum der Schön-Kliniken Hamburg-Eilbek hat die POLIO-Selbsthilfe e.V. bereits weitere Ärzte verschiedener Fachrichtungen in Hamburg für das regionale Netzwerk gewonnen, an die Betroffene verwiesen werden können.
Im Rahmen der Selbsthilfe bietet das Netzwerk Polio-Erkrankten Gesprächskreise zum Austausch wie umfassende kompetente Information an. Interessierte sind herzlich eingeladen, dem Netzwerk beizutreten und in der Region daran mitzuwirken, neue Polio-Erkrankungen zu stoppen und die Spätfolgen der Kinderlähmung einzudämmen.
Kontakt und Rückfragen
Karola Rengis, 1. Vorsitzende POLIO Selbsthilfe e. V.
Bundesgeschäftsstelle der POLIO Selbsthilfe e. V.
Auf den Hüchten 15
33647 Bielefeld
Telefon: 0521-403535
Mail: bundesverband@polio-selbsthilfe.net
http://www.polio-selbsthilfe.net