Post-Polio-Syndrom → Physiotherapie hilft weiter
Das Post-Polio-Syndrom ist bis heute nur mit schonender Physiotherapie behandelbar. Aufgrund der Schwere dieser Erkrankung und den damit verbundenen Einschränkungen müssen die Betroffenen sich in ihrem Alltag neu orientieren und speziell im Rahmen der körperlichen Aktivität in der Regel schwere Einschnitte hinnehmen. Eine zu starke Belastung der Muskulatur sollte vermieden werden.
Unsere Erkrankung ist unter den Ärzten wenig bekannt und erfordert bereits ein hohes Maß an Unterstützung durch die Selbsthilfe bei der Suche nach einem Neurologen, der dann die wichtige Ausschluss-Diagnose PPS stellen kann. Wir stellen inzwischen ein ständig erweitertes Ärzteverzeichnis zur Beratung bereit. Wie bei den Ärzten benötigen wir auch bei der Auswahl der Physiotherapeuten geeignete Unterstützung.
Hilfreich ist hier eine stationäre Reha in der Neurologischen Abteilung einer auf das Post-Polio-Syndrom ausgerichteten Rehaklinik. Hier kann man die Grundlagen einer eigenen Physiotherapie mit geeigneten Eigenübungen erlernen. Die Psychologische Unterstützung für die Krankheitsbewältigung ist hier wunschgemäß ebenfalls möglich. Grundlegend für eine erfolgreiche Therapie ist die neurologische Weiterbildung des Therapeuten. Dieser sollte neben seiner Grundausbildung zum Physiotherapeuten u. a. eine Zusatzfortbildung für Bobath oder PNF vorweisen. Die ersten Therapietermine sind besonders zu beachten. Der Betroffene tritt das erste Mal mit seinem Therapeuten in Kontakt und bespricht Therapieziele, Wünsche und Pläne. Die gemeinsame Überlegung bezüglich einer realistischen Ziel- und Schwerpunktsetzung ist genau so wichtig wie die Vorgehensweise in der Behandlung. Geeignete Eigenübungen werden vermittelt und kontrolliert. Die Therapieplanung orientiert sich in der Gegenwart und an der Brauchbarkeit für die Handlung des Betroffenen in seinem Alltag.
Nicht das Bestreben nach Normalisierung, sondern das bestmögliche „Sich-zurechtfinden“, „Selbstmachen“ oder „Mitmachen können“ leitet die Therapieplanung. Die enge und zeitintensive Zusammenarbeit zwischen Therapeuten und Betroffenem soll vor allem das Bewusstsein für den eigenen Körper schulen und seinen entsprechenden Umgang mit der Erkrankung PPS finden.
Dies setzt natürlich voraus, dass Betroffene Eigeninitiative ergreifen und sich nicht mit ihrem derzeitigen Krankheitszustand abfinden. Konsequente Therapie und Eigenübungen können den Muskelverfall zumindest verlangsamen. Ein eigenständiges Leben mit evtl. Unterstützung ist so realisierbar. Dabei sollte man jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass jeder Betroffene ein auf sich abgestimmtes Übungsprogramm von seinem Therapeuten erhält. Da wir im Laufe unseres Lebens viele Ausweichbewegungen eingeübt haben, muss das Eigenübungsprogramm regelmäßig auf korrekte Ausführung überprüft werden.
Das Wichtigste und übergeordnete Ziel im Krankheitsbereich PPS besteht in der Erhaltung der motorischen Fähigkeiten und der noch funktionsfähigen Muskulatur. Zusammenfassend kann man daher sagen, dass die Therapie des PPS ein sehr breit gefächertes Spektrum umfasst und ein hohes Maß an Aufmerksamkeit von dem Therapeuten und Betroffenen fordert. Jede kleinste Veränderung muss registriert und zu einer Optimierung der Übungen bzw. Therapie führen.
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